diff --git a/data/editions/1867.12.24.xml b/data/editions/1867.12.24.xml index a4643ba1..2b2eabc5 100644 --- a/data/editions/1867.12.24.xml +++ b/data/editions/1867.12.24.xml @@ -107,7 +107,7 @@ Transkribus OCR und Lektorat. Transformierung der Daten des Transkribus TEI-Export mit "editions.xsl". Formatierung. Daten, Orte, Werke, Personen ediert. - Letztkorrektur für Zwischenrelease. + Letztkorrektur für Zwischenrelease. @@ -1207,7 +1207,7 @@ serer „Gesellschaft der Musikfreunde“. Was wir vor mehreren Monaten in diesem Blatte zum Lobe des ersten Theiles (Mozart in London) angeführt, gilt in noch höherem Maße - von der eben erschienenen zweiten Abtheilung, welche Haydnʼs, + von der eben erschienenen zweiten >Abtheilung, welche Haydnʼs zweimaligen Aufenthalt in der Weltstadt schildert. Die Auf gabe war hier viel lohnender. Im ersten Theile ist es weniger der Held, der uns geschildert wird, als der Boden, auf dem @@ -1221,7 +1221,7 @@ (beide Besuche zusammengerechnet) an vier Jahre. Die bio graphische Ausbeute mußte daher viel reichlicher als bei Mozart ausfallen. Zunächst kam dem Verfasser der von Karajan - veröffentlichte Briefwechsel Haydnʼs mit Frau v. Gentzinger + veröffentlichte BriefwechselHaydnʼs mit Frau v. Gentzinger in Wien sehr zu statten, außerdem aber noch Haydnʼs hand schriftliches Tagebuch aus dem ersten Londoner Aufenthalt. An der Hand des Verfassers begleiten wir nun den Wiener Meister @@ -1257,7 +1257,7 @@ Schöpfung“ und „Jahreszeiten“. Bei der epochemachenden Wichtigkeit dieses Londoner Aufenthaltes für Haydnʼs Leben erscheint die Ausführlichkeit und Genauigkeit der Pohlʼschen - Mittheilungen sehr dankenswerth. Mit unermüdlichem Fleiß + Mittheilungen sehr dankenswerth. Mit unermüdlichem Fleiß hat Pohl in London alle Geschichtsbücher, Memoiren, Zeitun gen und Programme durchforscht, welche irgend einen Aufschluß bieten konnten. Allerdings hat es dem Verfasser unverkennbare @@ -1267,18 +1267,18 @@ haltungsbuch zu schreiben, sondern den objectiven Thatbestand in einer gewissen Periode durch quellenmäßige Forschung fest zustellen. Dies ist so vollständig gelungen, daß sämmtliche - musikalische Fachblätter in dem Lobe des Pohlʼschen Werkes + musikalische Fachblätter in dem Lobe des Pohlʼschen Werkes geradezu einhellig sind. Pohlʼs Forschungen haben hie und da

schon Früchte getragen. „Wir sind über den Aufenthalt Mo zartʼs in London nicht genauer unterrichtet,“ hieß es in der - ersten Auflage von JahnʼsMozart“; die zweite Auflage be + ersten Auflage von JahnʼsMozart“; die zweite Auflage be nützt bereits Pohlʼs Erzählung. Auf diese „zweite, durch - aus umgearbeitete Auflage“ des Jahnʼschen Buches - — sie erschien soeben bei Breitkopf und Härtel in Leipzig — + aus umgearbeitete Auflage“ des Jahnʼschen Buches + — sie erschien soeben bei Breitkopf und Härtel in Leipzigmöchten wir unsere Leser recht dringend aufmerksam machen. - Ueber die Vortrefflichkeit der Jahnʼschen Mozart-Biographie + Ueber die Vortrefflichkeit der Jahnʼschen Mozart-Biographie brauchen wir kein Wort mehr zu verlieren, Jedermann kennt ihren Werth wie ihren tiefgreifenden Erfolg. Aber welche Ar beit der Verfasser daran gesetzt hat und mit welch glücklichem @@ -1323,19 +1323,19 @@

Neben Haydn und Mozart ist in diesem Jahre auch Beethoven nicht leer ausgegangen. Dr. L. Nohl hat den - zweiten Band der „Biographie“ und eine neue Sammlung - von Briefen Beethovenʼs herausgegeben. Ferdinand Hiller + zweiten Band der „Biographie“ und eine neue Sammlung + von Briefen Beethovenʼs herausgegeben. Ferdinand Hiller In seiner höchst anziehenden Sammlung von Aufsätzen „Aus dem Tonleben unserer Zeit“, auf die wir ein andermal zurückkommen. - - nennt die erste, vor zwei Jahren erschienene Briefsammlung + + nennt die erste, vor zwei Jahren erschienene Briefsammlung Beethovenʼs mit Recht „eine wahre Blumenlese von Misèren, welche man mit einem moralischen Katzenjammer aus der Hand legen müßte, wenn Einem beim Lesen nicht die unsterblichen Symphonien und Sonaten des Meisters durch den Kopf zö gen“. Was würde er erst von den bei Cotta erschienenen Neuen Briefen Beethovenʼs“ sagen? Der günstige Erfolg - jener ersten Sammlung, die neben Unbedeutendem jedenfalls + jener ersten Sammlung, die neben Unbedeutendem jedenfalls auch Erhebliches und Interessantes brachte, hat Herrn Nohl angespornt, das abgemähte Feld rasch noch einmal abzugehen und „zwischen den Garben“ zu suchen. Er suchte und fand @@ -1364,7 +1364,7 @@ Verhandeln mit der Köchin, das Mäkeln mit den Verlegern, das Andediciren großer Herren? Auch der Respect vor Beet hovenʼs demokratischem Stolz wird durch diese neue Brief - sammlung ebensowenig erhöht, wie durch die erste, welche, nach + sammlung ebensowenig erhöht, wie durch die erste, welche, nach F. Hillerʼs Bemerkung, vollauf beweist, „daß Beethoven sich den Großen der Erde gegenüber ebenso benahm, wie andere Erdenkinder, die etwas von ihnen wollen“. Briefe, die an @@ -1377,16 +1377,16 @@ nissen für die Nachwelt bloßlegt? Die Verwerthung jedes Papier schnitzels verzeihen wir dem Autographensammler, nicht dem Schriftsteller. Das ist die pure Industrie im Gewand der - Pietät, die uns obendrein weißmachen will, daß solche kopf- + Pietät, die uns obendrein weißmachen will, daß solche kopf- und herzlose Publicationen nothwendig seien, „um die wahre Idealität, die wahre sittliche Größe“ des Helden zu verstehen.

Ganz anderen Geist athmet eine neue Beethoven-Publi cation, die wir unserem bewährten Geschichtsforscher G. Notte - bohm verdanken: die zweite Ausgabe des „Thematischen + bohm verdanken: die zweite Ausgabe des „Thematischen Katalogs“ von Beethovenʼs Compositionen. Sie unterscheidet - sich von dem im Jahre 1851 (gleichfalls bei Breitkopf und - Härtel) erschienenen Verzeichnisse hauptsächlich durch die beige + sich von dem im Jahre 1851 (gleichfalls bei Breitkopf und + Härtel) erschienenen Verzeichnisse hauptsächlich durch die beige fügten Anmerkungen, welche in gedrängtester Kürze die Zeit der Composition, der Veröffentlichung und ersten Aufführung der Werke angeben und die vorhandenen Manuscripte, Original- @@ -1407,7 +1407,7 @@ kein Anderer, als wieder Jahn. Seit Jahren arbeitet er wirklich an dieser Aufgabe, und die musikalische Welt sieht der hoffentlich bald gereiften Frucht mit Begierde entgegen. Dr. - Nohl ist zwar Jahnʼs „Beethoven“ zuvorgekommen, aber er + Nohl ist zwar Jahnʼs „Beethoven“ zuvorgekommen, aber er scheint diesen nicht nur nicht überflüssig, sondern erst recht nothwendig zu machen. Die ersten Schriften, mit denen Nohl in die Musik-Literatur eintrat, zeigten gerade hinrei @@ -1418,10 +1418,10 @@ sionen und Tendenzen angenommen, die selbst einer milden Kritik die Pflicht ausdrücklichen Protestirens auflegen. Wie schon in seinem „Skizzenbuch“, so scheint Nohl auch in seinem - Beethoven“ den großen Meister hauptsächlich zur verschämten + Beethoven“ den großen Meister hauptsächlich zur verschämten (oder auch unverschämten) Glorification Richard Wagnerʼs - zu benützen. In dem kürzlich erschienenen zweiten Bande der - Beethoven-Biographie weist Nohl dem „Fidelio“ („der nur + zu benützen. In dem kürzlich erschienenen zweiten Bande der + Beethoven-Biographie weist Nohl dem „Fidelio“ („der nur an einzelnen hervorragenden, besonders drastischen Stellen über Cherubini und dessen Nachfolger weit hinauskam“) einen sehr bescheidenen Platz an, rühmt ihm aber das Verdienst einer @@ -1433,7 +1433,7 @@ pheten des alten Bundes verhalten“. Dies zur Charakteristik von Nohlʼs ästhetischem Urtheil. Von seinem Beruf zum Hi storiker geben wir statt jedes eigenen Urtheils nur ein kleines - allerliebstes Factum. In seinem ersten Bande fand Nohl „mit

+ allerliebstes Factum. In seinem erstenBande fand Nohl „mit

@@ -1448,7 +1448,7 @@ und anderen Werken des Meisters die Einwirkung dieses Päans der Revolution“ heraushören, den zu vernehmen er später nie wieder Gelegenheit bekam. Nun finden wir in - Nohlʼs zweitem Band, auf Seite 458, schüchtern unter den + Nohlʼs zweitemBand, auf Seite 458, schüchtern unter den Anmerkungen versteckt die Mittheilung, daß Beethoven damals eine ganz andere Reiseroute nach Wien genommen und Mainz gar nicht gesehen habe! Also keine singenden Franzosen, keine @@ -1470,7 +1470,7 @@ Musik-Notabilitäten des damaligen Prag sind die handelnden Perso nen. Die ganze Erzählung gruppirt sich darum, dass W. Müller „sein“ Donauweibchen in Prag aufführen sieht, von diesem „seinen“ Lieb - lings-Meoldien sehr gerührt wird (es werden eine Menge Stellen dar + lings-Melodien sehr gerührt wird (es werden eine Menge Stellen dar aus citirt) u.s.w. Alles Mögliche weiß der Verfasser der Skizze, mit Ausnahme der einen Kleinigkeit, dass das berühmte „Donauweibchengar nicht von Wenzel Müller, sondern von Ferdinand Kauer ist. @@ -1484,7 +1484,7 @@ allen uns bekannten Bearbeitungen ist die Dommerʼsche die sem Ziele am nächsten gekommen. Der Verfasser genießt als gewissenhafter und kenntnißreicher Schriftsteller eines begrün - deten Rufes; sein Buch trägt überall den Stempel tüchtiger + deten Rufes; sein Buch trägt überall den Stempel tüchtiger Forschung und reifen, unbefangenen Urtheils. Er läßt sich nur auf Dinge ein, die wirklich untersucht sind, und unterscheidet strenge, ob das, was er eben vorträgt, gewiß, ob es nur @@ -1495,12 +1495,12 @@ behandelt, die neuere, von Bach und Händel bis zu Beethovenʼs Tod, in drei Capiteln und gedrängter. Auf Einzelheiten einzugehen ist hier nicht der Ort, auch konnten wir das eben - erst erschienene Buch bisher nur flüchtig durchgehen. Da fiel + erst erschienene Buch bisher nur flüchtig durchgehen. Da fiel uns aber gleich anfangs die vorurtheilsfreie, alle philologischen Träumereien abweisende Beurtheilung des griechischen Musik wesens angenehm auf, desgleichen die klare Darstellung der ersten contrapunktischen Versuche (wobei mit Recht Oskar - Paulʼs neue Auslegung des Hucbaldʼschen Organons verwor + Paulʼs neue Auslegung des Hucbaldʼschen Organons verwor fen wird), die Charakteristik Palestrinaʼs, die volle Würdi gung des genialen Alessandro Scarlatti etc. Die späteren italienischen Opern-Componisten hätten wir gern ausführlicher @@ -1510,15 +1510,15 @@ derholt fast nur die Urteile Anderer. Dadurch kommt z. B. Per golese entschieden zu kurz, dessen „Serva Padrona“ geradezu die Mutter der gesammten späteren Opera buffa ist. Bei Stradella - vermuthet der Verfasser richtig, dass die ihm zugeschriebene Kirchen-Arie - Se i miei sospiri „einer etwas späteren Zeit angehören dürfte“. + vermuthet der Verfasser richtig, dass die ihm zugeschriebene Kirchen-Arie + Se i miei sospiri „einer etwas späteren Zeit angehören dürfte“. In der That liegt hier eine absichtliche Fälschung vor, deren Fabri cationsort Paris ist und die hoffentlich bald ihre vollständige Beleuch - tung finden wird. Der zweiten, wiederholt aufgelegten „Kirchen-Arie + tung finden wird. Der zweiten, wiederholt aufgelegten „Kirchen-Arie Stradellaʼs“ (dem Wiener Publicum durch Concertvorträge Auberʼs und Dr. Schmidʼs bekannt) erwähnt Dommer nicht. Sie ist ebenso wenig von Stradella und beruht auf einer Mystification, die ich - jüngst zufällig entdeckte. Ich fand nämlich diese angebliche Kirchen-Arie + jüngst zufällig entdeckte. Ich fand nämlich diese angebliche Kirchen-Arie in Gluckʼs wenig bekannter Oper „Paris und Helena“ in der selben Tonart (G-moll), mit demselben Texte: „O del mio dolce ardor“, Note für Note wieder. Paris singt sie zu Anfang des @@ -1533,7 +1533,7 @@ Dommer, der Freund und Mitarbeiter des Händel-Biographen Chrysander, keineswegs Händel auf Kosten Bachʼs erhebt, sondern über beide Meister mit gleicher Liebe und Unbefangen - heit urtheilt. Sei denn das Buch nochmals aufs wärmste + heit urtheilt. Sei denn das Buch nochmals aufs wärmste empfohlen. Ueber Einzelheiten der Darstellung und des Ur theils wird man streiten können, über die Tüchtigkeit des Ganzen gewiß nicht. @@ -1544,12 +1544,12 @@ Zeit sich großen Erfolg errangen und verdienen. Wer nach einer correcten, vollständigen und sehr billigen Ausgabe der Clavier-, Violin- oder Orgel-Compositionen Seb. Bachʼs - fahndet, wird deren neue Publication durch C. F. Peters in + fahndet, wird deren neue Publication durch C. F. Peters in Leipzig mit Freuden begrüßen. Die Freunde vierhändigen Cla vierspiels hingegen können die Clavier- und Violin-Concerte von Mozart und Beethoven kaum besser arrangirt und eleganter ausgestattet finden, als in der neuen Ausgabe von - Leuckart in Breslau. Unser Fingerzeig dürfte a tempo + Leuckart in Breslau. Unser Fingerzeig dürfte a tempo kommen, denn eben jetzt, wo Joachim und Rubinstein mit Concerten von Mozart und Beethoven, mit Bachʼschen Suiten und Sonaten hier ihre größten Triumphe feierten,